Marokko

ein reisereport:

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cropped-P1040689.jpgMarokko’s Königsstädte – Bericht einer Rundreise

Marrakesch – Quarzazate – Erfoud – Fés – Rabat – Casablanca – El Jadidaassalam>As Salam Alaykom< oder auch: Guten Tag!

Willkommen im westlichsten Staat des > Al Maghrib, Willkommen in >Marokko. Unsere 2015er Destination. Zehn Tage  „vor, hinter und im“ >Atlas-Massiv (Hoher Atlas). Zehn Tage 1000-und-eine-Nacht. Jeder Tag begann mit einem fröhlichen >Sabahn Al-Khair>, also Guten Morgen. Denn alle zehn Tage waren gute Tage!

Zehn Tage durch das Land der Berber. Ob >Berber nun vom lateinischen Barbaren abstammt, die Römer nannten dieses Volk zumindest so, ist nicht ganz geklärt. Das Land zwischen Atlantik und Atlas wurde von den Römern >Mauretanien genannt. Und hatten sich damit „eine Laus in den Pelz“ gesetzt. Diese Berber waren – und sind wohl noch immer – eines der unbequemsten, multikulturelsten und vor allem stolzesten Völkchen im Norden Afrikas. Die Marokkaner. P1000838Und das scheint sich in den >Souks/Suqs (Markt-viertel/ Bazare), egal ob in Marrakesch oder Fés,  zu bestätigen. Gegen solch einen marok-kanischen Souk ist der >Grosse Bazar in Istanbul der reinste ‚Kaufhof‘. – Was dem Reisenden wohl als aller erstes auffallen wird, ist das totale Fehlen schlanker Minarets. Die für unser Empfinden für das Morgenland so typischen Silhouetten der schlanken Türme und runden Kuppel, möglichst vor einer zunehmenden Mondsichel, fehlen weit und breit. So scheint es. Marokkaner sind keine Schiiten, auch keine Osmanen. Sie sind Mauren und leiten ihre Herkunft direkt von Mohameds Tochter >Fatima, bzw. deren Gatten Idris I, den Idrisiden ab. Sie sind mehrheitlich Sunniten. >Fatimas schützende Hand findet sich nahezu überall. Als Türklopfer, als Hausbeschützer an Türen und Fenstern, am Autorückspiegel, am Hals egal ob Mann oder Frau – und in jedem ! Souveniershop.  Und doch gibt es sie, die Minarets oder Minarette. Und kommen für uns Westler eher als Glockentürme daher. Wieso? Nun, der >Almohaden Herrscher > Abu Yusuf al Mansur liess nach dem Vorbild der grossen Moschee in Marrakesch die >Giralda in Sevilla errichten. Und nach diesem Masterplan wurden und werden alle Minarets in Marokko gebaut. Die enge Verpflechtung zwischen dem spanischen Andalusien und Marokko zu Zeiten der >Almoraviden und später der > Almohaden haben diese Region tief geprägt.  In > Volubilis , nahe Fés, konnten wir die historischen Spuren aus noch älterer Zeit bewunden. Die Stadt eines Berber-Fürsten und dessen Frau, der Tochter des <Marc Aurel .

Hier ist nicht Europa. Aber auch kein muslimisch-orientalisch geprägtes Istanbul. Ja, Römer, Araber und die Franzosen haben dem Land ihre Stempel aufgedrückt. Aber das sind nur die äusseren Aspekte des Landes. Das Innenleben, die Seele der Menschen sind stolze Berber. Menschen aus dem wilden Atlas, der angrenzenden >Sahara und all den anderen, die irgendwann hier gestrandet und sich „vermengt“ haben.P1010841Wir sind frei“ Das Schriftzeichen hierzu findet sich überall. An den Strassen, auf Steine gepinselt, an Hauswänden – oder im Souvenirladen. – Französisch und Arabisch sind die Amtssprachen. Die Berber-Dialekte setzen sich aber immer mehr durch. Und die ‚Touristensprache‘ Englisch. Ist sie halt Schlüssel zu allen Themen, die den Touristen interessieren. Und damit der Weg zu € oder $. Angeblich sprechen gut 70% der Marokkaner einen Berberdialekt. – Ach ja: und >Minztee nicht zu vergessen. Auch ein Schlüssel zur marokkanischen Seele. Kein Besuch, kein Gespräch, kein Essen ohne Minztee. In der Moschee, im Souk, im Edelhotel. Egal. Minztee muss sein.  –  Und noch was gehört zum Stolz der Marokkaner, sehr vieler zumindest: die Liebe zu und Verehrung ihres Köngishauses.  Im aktuellen Fall  >König Mohamed VI. König steht für Ordnung, Führung, Schutz. Hat im Strassenbild schon fast kommunistische Ausprägungen: Der König ist allgegenwärtig. Der ’neue‘ König tut allerdings auch sehr viel für sein Volk. Ein Land auf dem Weg von der konstitutionellen / absolutistischen zur parlamentarischen Monarchie. Marokko ist eine der ältesten Monarchien überhaupt. Die Zeiten des französischen Protektorats haben zwar auch ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Schaut man jedoch auf die Anrainer-Staaten, im Osten und Süden,  gelangt man schnell zu dem Eindruck, dass der eingeschlagene Weg ganz gewiss nicht der falsche ist. Marokko prosperiert. Aller Orten. Wobei die Spanne zwischen einem Berberdorf im Atlas und der hypermodernen >Morocco Mall in Casablanca die ’strapazierte‘ Bannbreite des wirtschaftlichen und politischen Systems deutlichst veranschaulicht. Aber ist es beispielsweise in Süd-Afrika anders?!

Auf geht’s: Start für uns war >Marrakesch. Die ‚Perle des Südens‘. Kreuzung der grossen Handelsstrassen aus der Sahara von Osten, Europa und Arabien von Norden, Afrika/Senegal von Süden. Und erste ‚Königsstadt‘ auf unserer Tour. Mangels grosser und schützender Palmenwälder hatte man eine gewaltige Stadtmauer rundherum errichtet. Nahezu vollständig erhalten bis heute. Neben den Sehenswürdigkeiten wie der gewaltigen >Koutoubia-Moschee und dem >Bahia-Palast (Bou Ahmed) ist natürlich das prägende highlight der >Djemaa-el-Fna (Platz der Geköpften).cropped-P1000954.jpg ‚Wuselige‘ Faszination bei Tag und noch mehr bei Nacht. Eine Mischung aus Gauklerplatz und ‚Gar-Gross-Küchen‘. Schon am frühen Nachmittag strömen ganze Kolonnen von Clan- oder Grossfamilien mit komplettem Küchen-Hard und -Software  plus  Personal auf den Platz. Jede Gruppierung hat ihren numerierten Claim. Ähnlich wie auf den Gar-Küche-Marktplätzen in Asien oder Australien kann sich so jeder ’sein‘ Lieblingslokal wählen – oder sich bei schlechter Qualität beim registrierten Anbieter beschweren.  Auf dem Freigelände wird Kurzweil aller Art angeboten. Das Mittelalter lässt grüssen: vom Schlangenbeschwörer, dem Jongleur, dem Sänger, dem Geschichtenerzähler bis zum Wahrsager oder der Schauspielertruppe. Die Essenstände in grellstem (Neon)Licht, die Gaukler im schummrigen Halbdunkel, nur von unzähligen Öl- oder Gaslampen erleuchtet. Hier kann man wahrlich in Träume eintauchen und in Gedanken die Karawanen und ihre müden Reisenden nebst Kamelen sehen. Mit Karl May durch die Wüste 🙂 Die Zeit hat man sowieso schon lange beim Streunen durch die Souks oder über den Platz vergessen. Nix verstehn? Kein Problem! Die Gesichter der Darsteller und noch mehr die der beim zuschaun Gefesselten sprechen Bände. Auch wenn wir kein Arabisch P1010087verstehen. Ja, die Souks. Ver-führerisch ver-schlungene Welt für sich. Würde sich nicht immer wieder ein knatterndes Mopped durch die engen Gassen quetschen, fühlte man sich ganz schnell um Jahre, Jahrhunderte zurückversetzt und würde sich zwischen künstlerich errichteten Kümmel-, Zimt- oder Paprikapulverpyramiden, unübersehbarer Vielfalt von Datteln, Stoff-, Leder- oder Kupferwaren, kleinen Handwerksstuben, Friseuren oder Schuhmachern, Metzgern oder Tierhändlern total verlaufen. So wie in diesem Satz 🙂  Sicherlich sind wir als Touristen gut zu erkennen. Wurden aber nie aufdringlich belästigt. Das Mengen-Verhältnis Touristen zu Einheimischen würde ich mit 20 : 80 % beziffern. Hauptunterscheidungsmerkmal: die Einheimischen wissen genau wohin sie wollen. Unsereins hatte spätestens nach der 5. oder 6. Abzweigung die Orientierung total verloren. Da half nur, entweder den Hauptströmen immer hinterher – oder nach einem freien Platz suchen und sich am Stand der Sonne orientieren. Raus kommt man immer. Auch wenn dann der Rückweg etwas länger als gedacht ist, da man P1010116ganz woanders rausgekommen ist als geplant. Und sobald man den Turm bzw. das Hauptminaret der Koutoubia-Moschee wieder sieht, weiss man auch, wohin man sich wieder wenden muss.

Von Marrakesch (Wir kommen wieder 🙂 !!) ging es in östlicher Richtung hinein in das >Hohe-Atlas Massiv. Kamen wir uns in Marrakesch in eine andere Zeit zurückversetzt, dann war hier auf dem Land die Zeit stehen geblieben. Die Strassen wurden zwar nicht ganz so deutlich von Lkw’s dominiert wie in anderen Ländern z.B. in Asien. Aber Esel- und Pferdekarren,  Fussgänger und Kamele, letztere nicht wie hier bei uns  sondern deutlich zu unterscheiden, und  immer wieder auch  private Kleinwagen stellten den Verkehr dar. Die Lehmhäuser verschmolzen mit der kargen Landschaft drumherum. Alles braun in braun. Über Marokkos höchsten Pass, der >Tizi’n Tichka mit 2.200m, auf den Gipfeln lag noch Schnee, ging es in eine ‚australische‘ Landschaft. Platt,  trocken, kaum Baum und Strauch, endlos lange gerade und staubige Strassen. Aber Rechts-Verkehr! Etwas abseits der Hauptstrasse erreichten wir den ‚kleinen Jemen‘. Häuser und vor allem die >Kasbahs (Herrenhaus, Festung, Schloss, Zitadelle) hatten für uns generell was vom Jemen. Viereckige Trutzburgen aus Stroh und Lehm. Von weitem wirken sie wie riesige künstlerische Sandburgen an einem Nordsee-Strand. Eine solche Kasbah, eher eine ganze IMG_5167Stadt ist > Ait Benhaddou. Eine jemenitisch wirkende Stadt wie aus dem besten Bibel- oder Römerfilm. Dabei ist es genau umgekehrt: vor der Kulisse von Ait Benhaddou wurden Filme wie u.a. >Gladiator gedreht. Die Wüstenfahrt ging weiter bis wir das Tagesziel >Quarzazate erreichten. Eine mittelgrosse Stadt inmitten eines riesigen Palmenhains. Zentrum der Stadt ist die gewaltige Kasbah >Taourirt. Eine gewaltige Zitadelle aus Lehm. So wie wir uns eine Burg im Morgenland vorstellen würden. Inclusive grossem Innenhof, Springbrunnen oder  Harem. Auch hier: Vorsicht vor den Moppeds. Esel sind stur aber wenigstens langsam. Ja der Fortschritt. Kein Moppedfahrer oder Eseltreiber oder Kamelreiter – ohne Mobiltelefon!

Weiter gings in Richtung Norden in eine der Schluchten im Karstgestein des auslaufenden Atlas: < die Dadès-Schlucht. Atlas und die angrenzende Karstwüste waren vor Millionen von Jahren Meeresboden. Entsprechend findet man an jeder Ecke jemanden, der Versteinerungen feilbietet. Und der Mensch ist erfinderich. Mit etwas Kleber und Farbe lassen sich ganz gewaltige  >Ammoniten oder dergleichen zusammenbasteln – und verkaufen. Aber auch ernstgemeinte Exportindustrien gedeihen  hier damit. In den Schluchten bzw. Steinbrüchen werden grosse Marmor- und vor allem ‚Ammonit-Gesteinplatten‘ abgebaut und zu Tischplatten oder Waschbecken o.ä. verarbeitet und weltweit verschifft. Eine der Zentren hiefür ist <Erfoud. Unmittelbar am Rand der Sandwüste, der Sahara. Unser drittes Ziel. Das highlight hier war natürlich die Jeepfahrt in die SandSahara. Zum Sonnenuntergang. Irre faszinierendP1010507 der schnelle Sonnenunter-gang und die Verfärbungen des Sandes. Von Goldgelb bis hin zu nahezu dunklem Rot. Unser Tuaregfahrer wollt wohl eine Abkürzung nehmen – und blieb im Sand stecken. Trotz 4WD! In der Wüste unter funkelndem Sternenzelt! Wow! Wäre da nicht der blöde Jeep gewesen, der nun geschoben werden musste. Von uns. War wohl nicht das erstemal für den Mann. Wobei ich mir auch nicht ganz sicher bin, ob das keine kleine Inszenierung des >Tuareg war. Blöde Touris 🙂 Egal, beeindruckend allemal. Apropos Wüste 🙂  Wir hatten uns ‚als Wanderziel‘ eine hohe Düne mit sicherlich herrlichem Ausblick in sagen-wir 3-4 km Entfernung ausgesucht. Nach den ersten fünfzig Metern ‚Balanceakt‘ auf bzw. entlang einem Dünenkamm, immer schön drauf achten obendrauf zu bleiben, links gaaanz weich, rechts OK, aber immer rutschte ein Fuss irgendwie ab, ging es mehr als mühselig vorwärts. Und die nächste Düne war noch steiler. Zwei Schritte vorwärts, einen wieder abgerutscht. Mit Skischuhen hat man irgendwie mehr Halt. 🙁  „Da, die dritte oder vierte ‚Düne‘ ist ja auch ganz nett und sehen kann man da auch was“. Wir wurden sehr bescheiden, haben uns unterhalb eines Kamms in den Sand gesetzt, denn oben auf dem Kamm fetzte der Wind. Immer schön den Mund zu halten und Mütze feste auf bzw. Schal um den Kopf! Klar, dass die Tuaregs bzw. die Wüstenbewohner stets ein Tuch um Kopf und Gesicht tragen. So ein blaues Tuch um den Kopf und dazu braungebrannte Haut vor kupfergelbem Sand. Das hat was. Tuareg müsste man sein. Zumindest in dem Moment. So, die Sonne konnte jetzt untergehen. Und das tat sie. Recht schnell. Vor und unter uns sassen, standen, wanderten kleinere 0y2HMKamelkaravenen durch den Sand. Ein Bild wie aus der Postkarte geklaut. Wow. Noch ein Wort zu Kleidung: Der bodenlange >Berber-Kaftan oder >Djelaba, mit oder ohne Kapuze, bei Männern wie bei Frauen, sind im Strassenbild Gang und Gäbe. In der bodenlangen, glatten Bekleidung bleibt der Sand nicht hängen, lässt sich über alles drüber ziehen und man kann viel darin und darunter verstauen – und verstecken. Es gibt sie in schlicht und einfach, wohl der Arbeits-Kaftan, bis hin zu prunkvoll und edel. Jeans oder Turnschuhe passen auch dazu.

Weiter ging es über die nördlichen Ausläufer des Hohen Atlas. Im Norden war das >Rif-Gebirge am Rande des Mittelmeer schon deutlich zu erkennen. Die Landschaft änderte sich nach Überquerung des Atlaskammes rasant. Eben noch Karg- und Trockenheit,  jetzt üppig grüne Felder, bewaldete Höhenzüge, gewaltige Zedern. Wir waren in der ‚ Schweiz Marokkos‘. In den Orten um >Ifrane entstehen bzw. entstanden Skiressorts.P1010683 Die Neubausiedlungen erinnern architektonisch tatsächlich an mitteleuropäische Dörfer. Rotgedeckte Spitzdächer, Fachwerk – und Skilifte. Alles da. Nur, in den Zeder-Wäldern leben Affen. Das macht den kleinen Unterschied. – Wir sind jetzt im landwirtschaftlichen Zentrum, quasi der Kornkammer, Marokkos. Mit Exporten weltweit. Und erreichen die nächste Königsstadt: >Fés. Nicht nur ehemaliger Königssitz sondern vor allem geistig-religiöses Zentrum. Fés unterteilt sich in eine moderne und sehr westlich anmutende Neustadt und eine total verwinkelte Altstadt. Ein riesiger Souk, der Irrgarten schlechthin, mit Stadtmauern um die Medina, gewaltigen Stadttoren und einer Vielzahl von >Religionsschulen (Medersa/Medrasa) nebst Moscheen.. Die berühmteste ist die >Medersa Bouanania. Freitag war ein strategisch ungünstiger Tag. Als Tourist sich durch das Gewühle der Gläubigen zum oder vom Freitagsgebet zu kämpfen ist nervig. Für uns wie für die Marokkaner. Fés ist auch Zentrum der Lederverarbeitung. Insbesondere der Färbereien. Und die rote Kopfbedeckung – der Féz – wird immer noch hier hergestellt. Aber wohl nur sehr vereinzelt getragen. – Die Wächter der Altstadt sind die Störche. Und halten die Zinnen fest in Besitz. Nester lassen sich hier bestens bauen. Die verdauten Speisereste landen einfach, schwupps, unten auf den Gassen. Ach ja die Störche: Ähnlich wie schon im Nordspanien-Report berichtet, ist der Storch auch hier sehr kreativ in Sachen Nestbau bzw. Nestplatzarrangement. Kaum eine Kasbah- oder Stadtmauer-Zinne, oder Hochspannungsmast ohne Storchbesatzung.P1010799 Aber die Störche von >Volubilis haben Sinn für das Geschichtliche. Hier, zwischen Fés und Rabat haben sie ihre Sympathie für die römische Geschichte des Landes entdeckt und die Garnisonstadt von Marc Aurel und Kleopatras Tocher zu ihrem Stammsitz erkoren. Die alten römischen Säulen, ich glaube dorische, sind von einer Grossfamilie belegt. Mein Heim, mein Nest, meine Säule. Ein bisschen wie in Pompeij sind ganze Strassenzüge, Bäder, Küchen, Tempel bzw. Torbögen und Mosaike gut erhalten und/oder sauber freigelegt.

Und wieder eine Königsstadt: <Meknes. Von einem Zeitgenossen Ludwig XIV. gegründet – und auch ein bisschen inspiriert. Darum die Bezeichnung ‚Versailles Marokkos‘. Prächtige Stadttore, gewaltige Gebäude und Grabmäler in weiss und türkis zeugen von einstiger Pracht.

Nächste Station, die vierte Köngisstadt: >Rabat. Heutiger politischer Regierungs- und Verwaltungssitz des Landes. Neben dem idyllischen Palmengarten der Kasbah Oudaya, der wohl Lieblingsziel junger Pärchen ist. Alle per Handy innigst in Gespräche vertieft. Mit wem wohl? Gäbe doch wohl anderes zu tun! Monumental das >Mausoleum von König Mohamed V. und König Hassan II., dem Vater des derzeitigen Königs. Ganz in weiss. Schön und repräsentativ. Aber nicht so faszinierend wie das Taj Mahal. Davor steht der Hassanturm. Gewaltiges aber nie vollendetes Minaret in Anlehnung an die >Giralda in Sevilla erbaut. Den >Tour Hassan hatte der Almohaden-Herrscher >al Mansur in Auftrag gegeben. Da er jedoch während des Baus starb , hatte man den Bau, eine ‚Hassan-Moschee‘ sollte hinzukommen, abgebrochen und den Köngissitz von Rabat nach Marrakesch verlegt.

Schlusspunkt der Reise war dann die weisse Perle am Atlantik: >Casablanca. Wir denken bei dem Namen weniger an die portugiesische Geschichte als an Sam, ‚der es immer wieder spielen sollte‘ und den kleinen Mann, der in > Rick’s Café verschwörerisch sagt: Schau mir in die Augen, Kleines. bzw. He is looking at you, kid –  Ja, das Café existiert. War leider geschlossen und auch der Film ist natürlich nicht dort gedreht worden. Soll aber ein sehr nettes Restaurant sein. Die Stadt als solche ist ein Konglomerat von engen, verwinkelten Gassen, ein Souk – was sonst-, weiss getünschte portugiesische und/oder französische ‚Kolonial-Häuschen oder Verwaltungsgebäude‘, moderne Betonklötze, hoffnungslos verstopfte Strassen. Am Atlanikstrand fällt schon von weitem das Minaret der >Mosque Hassan II. auf. Das höchste Minaret weltweit. Ein fast protziger Bau der Superlative. Im Grössenverhältnis eine echte Konkurrenz zum PP1040897eters Dom. Nahezu das gesamte Dach der Moschee lässt sich hydraulich zur Seite schieben. Neben Mekka die grösste Moschee überhaupt. Platz für 100.000 Gläubige. Auf Säulen ins Meer gebaut. Unter der Moschee ein riesiges Hamam für die rituellen Waschungen. Mit angegliederten Bildungseinrichtungen, von der Religionsschule bis zu einem Museum und einer Bibliothek. Eine Stadt für sich. Auch der marmorgefliesste Platz kann mit dem Petersplatz in Rom mithalten. Das Minaret von Casablanca ist mit dem in Mekka via Laserstrahl ‚verbunden‘. Zumindest wird er allabendlich in Richtung Mekka ausgestrahlt. – Im Unterschied zu Rabat gibt es in Casablance jede Menge  Badestrände. Inclusive Strandleben. Unterschied zu Malle ist weniger die Menschenmenge als viel mehr deren Geschlechtsverhältnis, Männlein zu Weiblein. Und Kamele hat es auch am Strand. Vierbeinige! Etwas südlich von Casablance liegt die >Morocco Mall unmittelbar am Strand. (Kapstadt behauptet auch, die grösste Mall des afrikanischen Kontinents zu beherbergen ). Ein Einkaufszentrum wie es eben mittlerweile überall in der Welt steht. Ob in Oberhausen oder Kapstadt. Auch das Interior lässt schnell vergessen, in welcher Hemisphere man sich gerade befindet. Die angebotenen Lables helfen jedenfalls nicht dabei.

Last not least sind wir dann am Schlusspunkt der Reise angelangt: in > El Jadida . Mit einem wuseligen portugiesischen Hafenviertel incl. begehbarer Stadtmauer. P1040948Hier kann man ganz friedlich durch die Gassen des Souk oder des Hafenviertels bummeln. Kein Touristenstress, nur marokkanischer Kleinstadt-Alltag. Jeder will was verkaufen. Ganz selbstverständlich. Egal ob an Einheimische oder Touristen. Unaufdringlich und unaufgeregt. Freundlich. Von den frischen Datteln, den Brotfladen oder dem Baumwollkaftan für 10 € bis zu Töpferwaren wie >Tajine. Letztere ein Muss in der marokkanischen Küche. Einmal in das bunte Treiben vertieft, vergisst es sich ganz einfach, in welcher Zeit man lebt. Esel- und Pferdekarren, fliegende Zwiebelhändler, Wasserverkäufer, ein oder zwei Kamele am Strassenrand – und schon befinden wir uns in der ‚realexistierenden Zwischenwelt‘. Es duftet, es klingt es schaut aus wie Morgenland. Wenn da nicht wieder die Moppeds rumknattern  und die Menschen mit ihren Mobiltelefon diskutieren würden.

Nein, die Zeit ist hier nicht stehen geblieben. Nur ein bisschen. Vor allem aber verbreitet sich ein Gefühl von Ruhe und ein bisschen Frieden und Zufriedenheit. Das gelebte Gesellschaftssystem, auch wenn es mehr oder weniger absolutistisch aufoktruiert wurde, es gibt jedem die Chance, ein erträgliches Leben zu leben. Inschallah.‎

 إن شاء الله

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